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Die Presse / Warum bei den Casinos Austria alle so nervös sind

Casinos Austria © CC Wikimedia Ralf Roletschek

Wie Die Presse aktuell berichtet, soll die stellvertretende ÖVP-Chefin Bettina Glatz-Kremsner Chefin der Casinos Austria werden. Doch sie muss sich gedulden: Der tschechische Mehrheitseigentümer ist mit anderen geplanten Postenbesetzungen unzufrieden.

Man hat’s oft schwer. Die rund 4000 Mitarbeiter des Glücksspielkonzerns Casinos Austria zum Beispiel. Die Vorstände des Konzerns ebenso. Keiner weiß, wie es dort personalpolitisch weitergeht. Fix ist bloß, dass Chef Alexander Labak heuer ausscheidet. Und dann? Ende 2018 hätte der Aufsichtsrat die neue Konstellation in der Chefetage beschließen sollen. Daraus wurde aber nichts. Also wurde auf den erlösenden Beschluss in der nächsten Sitzung des Kontrollgremiums gehofft. Diese findet am 19. März statt. Zeit wär’s, endlich Klarheit zu schaffen, doch es schaut schlecht aus: Der tschechische Miteigentümer Sazka muckt auf. Dabei wäre die Ausgangssituation eigentlich glasklar: Die Verträge der derzeit drei Vorstandsmitglieder laufen Ende dieses Jahres aus. Das sind neben Alexander Labak Bettina Glatz-Kremsner und Dietmar Hoscher. Das Schicksal Labaks ist seit September 2018 bekannt: Der 56-Jährige, der erst im Jahre 2017 auf ausdrücklichen Wunsch der tschechischen Miteigentümer in den Vorstandsessel gesetzt wurde, wird das Unternehmen noch heuer verlassen. Sein Führungsstil – eine Mischung aus aktionistisch, impulsiv und höchst konfliktbereit – hatte eine recht überschaubare Fangemeinde. Wenn überhaupt. In den vergangenen Monaten bemühten sich sogar die Tschechen um Distanzierung: Labak sei keinesfalls der Mann ihres Vertrauens, hieß es bei allen möglichen Gelegenheiten.

Ein neuer Casinos-Vorstand steht also auf der Agenda. Eine echte Frohbotschaft für alle Beteiligten, würde man meinen. Wäre die Sache in der Zwischenzeit nicht um einen Tick komplizierter geworden. Denn neben der tschechischen Sazka hält auch die Republik Österreich einen Anteil von über 30 Prozent am Glücksspielkonzern. Und bekanntlich hat sich die innenpolitische Landschaft in Österreich verändert, worauf selbstverständlich auch Rücksicht genommen werden muss.

Parteifunktion wird abgegeben

Und so entwickelte sich in den vergangenen Wochen folgender Masterplan: Bettina Glatz-Kremsner soll Generaldirektorin der Casinos Austria werden. Alles andere wäre jedenfalls eine riesengroße Überraschung. Immerhin wird in der ÖVP schon davon ausgegangen, dass Sebastian Kurz sich Ersatz suchen muss: Glatz-Kremsner ist seit Mitte 2017 eine seiner vier Obmann-Stellvertreter. Eine Doppelfunktion, die für sie als einfaches Vorstandsmitglied bei den Casinos Austria offenbar möglich ist. Als Chefin eines Glücksspielkonzerns, der staatlich streng reguliert ist, ist eine Parteifunktion freilich absolut undenkbar.

Sie wird wohl die einzige der jetzigen Vorstandsmitglieder sein, die bleibt. Denn ihr Kollege Dietmar Hoscher, seit 2007 Vorstand, wird gehen müssen. Das ist nicht überraschend, da Hoscher der SPÖ zugerechnet wird. Jahrelang wurde er auch von SPÖ-Granden protegiert. Angeblich hat Hoscher in den vergangenen Monaten versucht, seine Kontakte zur FPÖ auszubauen, doch wirklich erfolgreich war er damit nicht. Das einzige, was mittlerweile für seinen Verbleib in der Vorstandsetage spricht, ist sein großzügiger Vertrag. Dieser besagt, dass der bald 57-Jährige bis zu seinem 60. Geburtstag finanziell nicht darben muss: Selbst wenn er als Vorstand abgelöst wird, darf er als Generalbevollmächtigter für die Casinos weiter aktiv sein. Mit derselben Jahresgage. Und diese liegt bei den Casinos-Vorständen bei rund 500.000 Euro brutto.

Kein tolles Signal angesichts des verordneten Sparkurses. Aber die Alternative wäre, Hoscher zu belassen und den Vorstand auf vier Personen aufzustocken. Ein noch übleres Signal. Also die Verabschiedung.

Dafür darf die tschechische Sazka wieder eine Person ihres Vertrauens in den Vorstand hieven. Das soll Martin Skopek sein. Der 52-Jährige ist seit Jahren im Vorstand der Erste Group.

Der FPÖ-Kandidat

Bleibt Casinos-Vorstand Numero drei. Diesen durfte die Regierungspartei FPÖ nominieren, und die Wahl fiel auf Peter Sidlo. Er ist erst 45 Jahre alt und der interessierten Öffentlichkeit seit Februar 2018 bekannt: Da gelangte er nämlich per FPÖ-Ticket in den Generalrat der Nationalbank. Wer in Wien Alsergrund lebt, kennt ihn eventuell auch als dortigen FPÖ-Bezirksrat. Sidlo ist außerdem Vorstand der Investmentgesellschaft Sigma. In den Casinos Austria soll er Finanzvorstand werden.

Glatz-Kremsner, Skopek, Sidlo – und alles wird gut. So der Plan. Und doch ist gar nichts gut.

Denn plötzlich ist der 19. März als jener Tag, an dem Nägel mit Köpfen gemacht werden, absolut nicht fix. Aufsichtsratspräsident Walter Rothensteiner verweigert jeden Kommentar (was er aber ansonsten auch tut), und aus der Konzernzentrale verlautet bloß: „Vorstandsbestellungen sind eine Entscheidung der Eigentümer, die wir nicht kommentieren.“ Aus Sazka-Kreisen wird aber inoffiziell mitgeteilt, dass mit einer Entscheidung bei besagter Aufsichtsratssitzung eher nicht zu rechnen sei. Über die Gründe wird allerdings nichts gesagt.

Womit nur Mutmaßungen angestellt werden können. Die da lauten: Martin Skopek kann nicht das Problem sein, er wird ja von Sazka selbst ins Rennen geschickt. Beliebt in der ÖVP und im Konzern Bettina Glatz-Kremsner gilt ebenfalls als absolut unumstritten. Kanzler Kurz hält jedenfalls große Stücke auf sie, Glatz-Kremsner hat den Koalitionspakt mitverhandelt, sie war als Wirtschafts- und Finanzministerin im Gespräch und ebenso als Notenbank-Präsidentin. So manch ÖVPler muss das neidvoll zur Kenntnis nehmen. Zumal es in allen Fällen sie war, die den in Aussicht gestellten Job absagte. Auch das läuft in der ÖVP oftmals genau andersherum.

Dazu kommt, dass sie im Glücksspielkonzern als integrative Persönlichkeit gilt und daher überaus populär ist. Als sie seinerzeit nahe daran war, in die Regierung zu wechseln, herrschte bei den Casinos Austria regelrecht bedrückte Stimmung.

Bleibt also Peter Sidlo. Ist er der Grund dafür, dass die Tschechen nun (wieder einmal) alle Zeitpläne über Bord werfen? Man weiß es nicht. Aber man ahnt es. Es wäre jedenfalls nicht das erste Mal, dass sich Rochaden aufgrund eines FPÖ-Kandidaten in die Länge ziehen.

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