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Das Schweizer Internet erhält die ersten behördlichen Netzsperren

Illegales Online-Glücksspiel / Bild © Creative Commons, Pixabay/stevepb

Erstmals lässt der Bund den Zugang zu über 100 Internetadressen mit illegalen Geldspielen blockieren. Allerdings lässt sich das einfach umgehen.

Nun sind sie da, die umstrittenen Netzsperren, die Mitte dieses Jahres mit dem Geldspielgesetz eingeführt wurden: Über 100 Internetadressen haben die Eidgenössische Spielbankenkommission und die interkantonale Lotteriebehörde Comlot heute mit Verfügungen im Bundesblatt auf ihre Sperrlisten gesetzt. Die Namen reichen von oft genannten Anbietern wie Interwetten.com, Bet-at-home.com und 1bet.com bis zu wenig bekannten Seiten wie Topsport.lt.

Die Veröffentlichung der Liste verpflichtet die Schweizer Internetanbieter dazu, Zugriffe auf die betroffenen Websites zu blockieren und umzuleiten auf eine Warnseite. Die Warnmeldung weist darauf hin, dass eine Website Casino- oder Wettspiele anbietet, die in der Schweiz nicht bewilligt sind. Aktiv sind die Sperren jedoch bei vielen Schweizer Internetnutzern noch nicht; die Anbieter haben fünf Tage Zeit, sie umzusetzen.

39 Casinos, 65 Wettportale

Die Spielbankenkommission hat 39 Online-Casinos gesperrt, die Comlot 65 Lotterie- und Wettangebote; einige Adressen sind auf beiden Listen aufgeführt. Bewilligt hat sie bisher drei Schweizer Online-Casinos: Jackpots.ch, Swisscasinos.ch und Mycasino.ch. Hinzu kommen die Wett- und Lotterieangebote von Swisslos und Loterie romande.

Technisch ist die Netzsperre sehr einfach zu umgehen. Die Anbieter blockieren den Zugriff auf illegale Webseiten im sogenannten Domain Name Service (DNS). Wenn ein Nutzer eine verbotene Adresse anfordert, leitet ihn der DNS-Dienst des Internetproviders nicht an die richtige Seite weiter, sondern auf eine Warnseite um. In den Worten der Digitalen Gesellschaft, einer Kritikerin der Sperren, bedeutet das: «Die Provider werden gezwungen, Antworten auf Anfragen an das Internet-Telefonbuch DNS zu fälschen.»

Simpel vorbeispazieren

Die Sperre lässt sich ganz einfach mit einem alternativen DNS-Dienst verhindern, der sich mit einer simplen Internetsuche rasch findet (www.dnsperf.com) und in den Netzwerkeinstellungen des Computers oder Smartphones aktiviert wird. Google selbst macht zum Beispiel ein öffentliches kostenloses Angebot.

Der Umstieg lohnt sich nicht nur für Spieler mit Lust auf Risiko, sondern auch für viele andere, weil die Google-Server sehr schnell sind und die DNS-Geschwindigkeit das Surftempo wesentlich mitbestimmt. Auch VPN-Verbindungen, dank derer ein Nutzer über ein anderes Land ins Internet gehen kann, stellen den Zugang zu illegalen Glücksspielen wieder her.

«Wer bisher auf diesen Seiten gespielt hat, wird das weiter tun.» Martin Steiger, Rechtsanwalt

Die Nutzung solcher Tricks ist nicht strafbar, wie der Zürcher Rechtsanwalt Martin Steiger bestätigt. Verboten ist nicht das Spielen auf ausländischen Seiten, sondern das Anbieten unbewilligter Spiele in der Schweiz. Wer unbewilligte Spiele nutzt, macht dies jedoch auf eigenes Risiko: Schweizer Online-Casinos und -Wetten müssen Prävention betreiben, die bei ausländischen Seiten nicht gewährleistet ist.

Steiger ist aber überzeugt: «Die Netzsperren sind unwirksam. Wer bisher auf diesen Seiten gespielt hat, wird das weiterhin tun.» Neugierig sei er, wie die Internetanbieter technische Hürden in der Zukunft bewältigen werden: Die DNS-Dienste werden zunehmend verschlüsselt und abgesichert, der Eingriff zur Umleitung auf Warnseiten wird damit anspruchsvoller und öffnet potenzielle Einfallstüren für Hacker.

Die nächsten Sperren kommen

Im Abstimmungskampf über das Geldspielgesetz waren die Netzsperren eines der umstrittensten Elemente. Das Gesetz, das am 10. Juni 2018 mit 72,9 Prozent Ja-Stimmen angenommen wurde, schreibt erstmals rechtlich verbindliche Sperren fest, auch wenn Internetanbieter schon zuvor freiwillig den Zugang zu Kinderpornografie unterbanden. Die Befürworter anerkennen, dass die Sperren einfach zu umgehen sind, erwarten aber, dass die grosse Mehrzahl der Spieler sich danach bewilligten Angeboten zuwenden wird.

Die Gegner hingegen warnen vor technischen Problemen und einem gefährlichen Präzedenzfall zur Einschränkung des freien Datenverkehrs im Internet. Inzwischen hat das Parlament im Fernmeldegesetz bereits die nächsten Netzsperren definiert: In Zukunft müssen Internetanbieter auch verbotene Pornografie blockieren. Diese Änderung ist noch nicht in Kraft.

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