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KURIER / Poker um den Vorstand der Casinos

Bild © CC0 Creative Commons, Pixabay (Ausschnitt)

Der Gaming-Konzern ist de facto führungslos. Heftige Differenzen blockieren die dringend fälligen Personalentscheidungen.

Für den 19. März haben sich die Aufsichtsräte des teilstaatlichen Glücksspielkonzerns den ganzen Tag reserviert. Am Vormittag präsentieren sich die Kandidaten für den neuen Vorstand. Anschließend sollte das Gremium diskutieren – und entscheiden. Das war der Plan von Finanzminister Hartwig Lögerund Novomatic. Die Republik hält ein Drittel an den Casinos (Casag), der Konzern des Industriellen Johann F. Graf ist mit 17,2 Prozent drittgrößter Aktionär.

Doch die Chancen auf eine Entscheidung tendieren gegen Null. Dabei bräuchte das Unternehmen nichts dringender als endlich wieder eine handlungsfähige Führungsspitze.

Der derzeitige Vorstand, dessen Verträge Ende 2019 auslaufen, ist seit Monaten wie gelähmt. Alexander Labak, wegen seines Führungsstils heftig umstritten, kündigte im September 2018 an, nicht verlängern zu wollen. Die Klima, das schon vorher nicht gut war, hat sich seitdem weiter verschlechtert. Keiner mehr will und kann mit dem anderen. Für den Konzern mit seinen 4000 Mitarbeitern ist dieses Führungsvakuum untragbar. Ist ja nicht so, dass wirtschaftlich alles perfekt laufen würde.

Der größte Aktionär, die tschechische Sazka-Group (38 Prozent), stellt jetzt im Abtausch für ein Ok zum neuen Führungspersonal eine Reihe von Forderungen. Die Festlegung einer Dividendenpolitik ist einer der harmloseren Punkte. Ebenso die Forderung nach mehr Informationen. Heikler wird es schon bei Fragen der künftigen Strategie. Wirklich brisant jedoch ist das Begehr, der Bund möge auf seine Aufgriffsrechte für die Anteile des Bankhauses Schelhammer & Schattera an der Casag von mehr als fünf Prozent verzichten. Die Eigentümerstruktur der Casag ist komplex, Vorkaufsrechte erschweren jede Veränderung.

Sazka hat die ursprünglichen Pläne, die Mehrheit am Gaming-Konzern zu übernehmen, also nach wie vor nicht aufgegeben. Dabei dürften es die Tschechen weniger auf den Casinos-Teil abgesehen haben, sondern auf die Cash-Cow, die Beteiligung an den Lotterien.

Diese spielten 2018 einen Rekordumsatz von knapp vier Milliarden Euro ein und lieferten 76 Millionen Betriebserfolg. Die 12 Inlandscasinos dagegen verloren Umsatz, das Betriebsergebnis rasselte von knapp 19 auf 6,1 Millionen. Die Auslandstochter Casinos International, die Labakverkaufen wollte, ist nach langen Verlustjahren im Plus.

Eine Abgabe von Anteilen an der Casag oder gar an den Lotterien kommt für den Finanzminister allerdings nicht in Frage. Ohne die Lotterien ist die Casag nicht viel wert. Zwei Drittel an Lotto hält die Casag, Novomatic gehören direkt knapp neun Prozent. Die Tschechen sind mit mehr als 17 Prozent direkt drin, sechs Prozent hat immer noch der ORF.

Novomatic darf aus Wettbewerbsgründen nicht aufstocken. Der Konzern hat ein Stimmrechtsabkommen mit Sazka, doch bei kritischen Fragen steht Novomatic auf der Seite der Republik Österreich. Etwa als Sazka versuchte, die Mehrheit im Aufsichtsrat zu bekommen.

„Manövriermasse“ sind die Personalia. Für den CEO hat sich die langjährige Vorstandsdirektorin Bettina Glatz-Kremsner beworben, die unter den Eigentümern unbestritten ist. Die Vertraute von Kanzler Sebastian Kurz muss dann natürlich ihre Position als Vize-Parteivorsitzende der ÖVPaufgeben, ebenso würde sie den Aufsichtsratsvorsitz beim Flughafen Wien und ihr Mandat bei der Telekom Austria abgeben.

Für den COO hat sich der ehemalige Erste-Banker Martin Skopekbeworben. Er ist der Kandidat der Sazka und jobbt seit einigen Jahren beim Mischkonzern KKCG des Milliardärs Karel Komárek. KKCG ist seit kurzem Alleineigentümer der Sazka.

Nicht so toll begeistert sind die Tschechen von Martin Sidlo, der sich, wie der KURIER berichtete, für den Finanzvorstand beworben hat. Sidlo ist im Vorstand der Investmentgesellschaft Sigma und für die FPÖ-Bezirksrat in Wien-Alsergrund.

Ebenfalls beworben, aber nur allgemein, hat sich Noch-Vorstand Dietmar Hoscher. Doch der einst SPÖ-nahe Manager spielt im Pokerkeine Rolle mehr.

Kein CEO-Ticket mehr und zwei von drei Vorständen mit direktem Draht zur Regierung, das gefällt den Tschechen nicht sehr. Dahinter steht die Sorge, dass die Politik zuviel Einfluss auf die Casag bekommt. Man wäre aber bereit, dies zu akzeptieren – wenn die Forderungen erfüllt werden.

Keine unüberwindbaren Hindernisse, man wird sich einigen. Wenn nicht am Dienstag, dann halt etwas später,

kalmiert ein Aufsichtsrat. Ein anderer Vertreter tönt weniger freundlich: „Wenn nix weitergeht, überstimmen wir die Tschechen knallhart. Wir Österreicher haben immer noch die Mehrheit im Aufsichtsrat.

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