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Glücksspielmafia: Italienische Behörden identifizieren 51 Verdächtige

Bild © CC0 Creative Commons, Pixabay (Ausschnitt)

Eigenen Angaben zufolge ist italienischen Ermittlern ein weiterer Durchbruch im Kampf gegen die Verbindung von illegalem Glücksspiel und organisierter Kriminalität gelungen. Im Rahmen der „Galassia“-Ermittlungen seien 51 Personen identifiziert worden, die über illegale Glücksspielangebote Steuern hinterzogen und Gelder in Milliardenhöhe an die Mafia geschleust haben sollen.

Langwierige Ermittlungen

In der vergangenen Woche vermeldeten italienische Fahnder einen weiteren Erfolg ihrer Ermittlungen gegen mafiöse Strukturen im Glücksspielsektor. Es sei gelungen, 51 Akteure zu identifizieren, die sich illegaler Absprachen, Geldwäsche, Steuerhinterziehung und Betrugs schuldig gemacht hätten.

Vor knapp einem Jahr hatte die Operation „Galassia“ erstmals Schlagzeilen gemacht. Am 14. November 2018 nahmen italienische Einheiten in einer Blitzaktion rund 70 Personen im ganzen Land fest. Diese standen im Verdacht, für diverse Mafiaclans über illegales Glückspiel Gelder in Milliardenhöhe erwirtschaftet und gewaschen zu haben.

Im Fokus der noch immer andauernden Ermittlungen stehen mutmaßliche Verbindungen zwischen auf Malta ansässigen und teils lizensierten Glücksspielfirmen und der organisierten Kriminalität.

Beteiligt an der Aktion waren neben diversen italienischen Einheiten auch Ermittler im europäischen Ausland. Insgesamt sollen Vermögenswerte in Höhe von knapp einer Milliarde Euro konfisziert worden sein.

Seither versuchen die Ermittler, die Firmengeflechte, die jährlich rund 4 Milliarden Euro erwirtschaftet haben sollen, zu entwirren. Immer wieder kommt es zu Verhaftungen.

Österreichischer Wettanbieter SKS365 im Fokus

Auf der aktuellen Liste der Verdächtigen sollen unter anderem die ehemaligen Betreiber des österreichischen Buchmachers SKS365 und ein niederländischer Hedgefonds-Manager stehen.

Der 2009 in Innsbruck gegründete Glücksspielbetreiber SKS365 hat seinen Hauptsitz auf Malta und ist mit der Marke Planetwin365 in Italien, Österreich, Belgien, Spanien, Serbien und Montenegro aktiv.

Eigenen Angaben zufolge werden über die Wettbüros und Online-Angebote des Unternehmens täglich durchschnittlich 370.000 Wetten abgegeben.

Seit 2017 befindet sich der Konzern unter dem Dach des Hedgefonds Ramphastos Investments des Niederländers Marcel Boekhoorn.

Mit seinem legalen Geschäft, so der bereits zuvor lautgewordene Vorwurf, habe der Wettanbieter in großem Stil illegale Glücksspielangebote und Geldwäsche verschleiert. Dabei sollen insgesamt rund 124 Millionen Euro Steuern am italienischen Staat vorbeigeschleust worden sein.

Selbst nachdem man bereits im Jahr 2015 eine Amnestie wegen vorangegangener Verstöße ausgehandelt habe, habe das Unternehmen weiterhin rund 1.000 illegale Wettbüros in Italien betrieben.

Hinzu käme der Betrieb diverser nicht lizensierter Online-Plattformen mit .com-Domain, auf denen illegal Wetten entgegengenommen worden seien. Konkret nennen die Ermittler in diesem Kontext die Seiten Palace777, BetFaktor, GoldenGool, PlanetWin365, PremierWin365 und JokerBet.

Neue Eigner ebenfalls involviert?

Bisher wurde der aktuelle Eigner, Ramphastos-Gründer Marcel Boekhoorn aus den Niederlanden, nicht öffentlich als Verdächtiger der „Galassia“-Ermittlungen geführt. Dies soll sich nun geändert haben. Hintergrund seien Geschäfte, die Boekhoorn auf Anraten des ehemaligen SKS-Chefs Paolo Tavarelli getätigt haben soll.

So habe Ramphastos auf dessen Geheiß eine italienische Glücksspiel-Softwarefirma aufgekauft. Die Motivation Tavarellis für die Übernahme ist bislang nicht bekannt, allerdings stehe der Verdacht im Raum, dass er sich mit Mafiageldern an der Finanzierung beteiligt habe.

Weiterhin sollen die Behörden ihren Verdacht bestätigt sehen, dass es Absprachen zwischen Anbieter SKS365 und der auch im Glücksspielbereich tätigen und der organisierten Kriminalität zugeordneten Martiradonna-Familie gegeben habe.

Selbst- und Fremdwahrnehmung

Die aktuelle SKS365-Führung äußerte sich bislang nicht öffentlich zu den aktuellen Entwicklungen. In der Vergangenheit hatte sie stets dementiert, Kenntnis von mutmaßlichen Verfehlungen zu haben. In ihrer Selbstbeschreibung betont die Gruppe zudem ihr Engagement gegen Betrug, beispielsweise im Sport:

Die SKS365-Gruppe, ihr Management und ihre Buchmacherexperten setzen sich nachdrücklich gegen die Manipulation von Sportwettkämpfen ein. Das Unternehmen übernimmt regelmäßig eine aktive Rolle bei der Information und Unterstützung der zuständigen Behörden, Institutionen und Sportorganisationen bei ihren Bemühungen zur Bekämpfung von Spielmanipulationen..

Spannend könnte es spätestens am 8. November werden. Dann findet der zweite European Gaming Congress (EGC) in Mailand statt. Bei dem Branchen-Treffen soll auch SKS365 Strategie-Experte Maurizio Bernardo an einer Podiumsdiskussion teilnehmen. Kernthema der Veranstaltung: Die Compliance-Anforderungen an Glücksspielanbieter auf dem italienischen Markt.

Fortschritt oder Symbolpolitik?

Mit der Veröffentlichung des derzeitigen Stands der „Galassia“-Ermittlungen zeigen die italienischen Behörden, dass sie die Thematik auch ein Jahr nach Bekanntwerden der Operation mit hoher Priorität behandeln.

Inwieweit sie die komplizierten Zusammenhänge zwischen legalem und illegalem Glücksspiel, maltesischen, italienischen und österreichischen Firmen und der Mafia tatsächlich entwirren konnten, bleibt indes unklar. Ebenso unsicher scheint, ob die bisherigen Erkenntnisse als gerichtsfest zu werten sind.

Offiziellen Angaben zufolge haben die 51 Verdächtigen nun 20 Tage Zeit, um sich schriftlich zu den Vorwürfen zu äußern. Erst danach werde entschieden, ob es zur Anklage vor einem italienischen Gericht kommen soll.

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